Samstag, 27. Januar 2018

Hofmann bei Kaiser Wilhelm I


Kaiser Wilhelm I (1797-1888)


Kaiser Wilhelm benötigte gelegentlich Hofmanns Dienste, dazu wurde er in den Palast gerufen. 
Es ging eines Tages um die Luft, und zwar um die Luftverflüssigung, die in nichtwissenschaftlichen Kreisen für einige Aufmerksamkeit gesorgt hatte.
Auch der Kaiser war neugierig geworden auf die merkwürdige Entdeckung und bat Hofmann um einen Experimentalvortrag über die Verflüssigung von Gasen bei einer Abendgesellschaft im Palais.
Hofmann folgte der Aufforderung des Kaisers, dachte aber nicht daran, direkt Luft zu verflüssigen wegen des dafür notwendigen technischen Aufwands, sondern beschränkte sich auf die Kohlensäure in Kombination mit Chloräthyl, das leicht zu verflüssigen ist. 
Sein Assistent Dr. Will führte dann den Versuch durch im Beisein der kaiserlichen Familie.
Hofmann war immer wieder beeindruckt von der herzlichen Freundlichkeit des Kaisers.
Nach Abschluss des Versuches kam es dann zu einem kleinen Zwischenfall, der alle-außer natürlich den Betroffenen- amüsierte.
Als die Damen und Herren anschließend an den Versuchstisch herantraten, um die feste Kohlensäure zu begutachten, hatte der Assistent den Kaiser darauf aufmerksam gemacht, dass man Kohlensäurebrocken nur lose zwischen den Fingern halten darf, weil sonst die Haut zu stark abgekühlt wird.
Promt nahm Graf von der Goltz, der nicht zugehört hatte, ein Stück in die Hand.
„Sie müssen fester zufassen, lieber Graf“, sagte der Kaiser, „sonst fühlen Sie nicht.“
Der Graf gehorchte, man hörte einen Aufschrei und allgemeine Heiterkeit brach aus.
Nach Abschluss der Vorführung setzte man sich nieder zum Tee, und der Kaiser gab erneut eine Kostprobe seines Humors.
Hofmann hatte diesmal bewusst vermieden, beim Experimentieren unangenehme Düfte zu verbreiten im Gegensatz zu früheren Versuchen. Doch ganz ohne den Einsatz von Äther zum Kühlen ließ sich die Verflüssigung nicht durchführen.
„Wir sind“, sagte der Kaiser beim Tee, „unserem Hofmann noch zu besonderem Dank dafür verpflichtet, dass unsere Nasen während des ganzen Versuches so glimpflich davongekommen sind. Ein wenig“, fügte er mit dem Finger schalkhaft drohend hinzu, „ein wenig hat es doch nach Hofmann´schen Tropfen gerochen.“
Der Kaiser hatte also den Äther erkannt, immerhin ein wesentlicher Zusatz in dem alten Hausmittel Hoffmann´sche Tropfen.




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