Sonntag, 29. Juli 2018

Hofmann fährt mit dem Dampfschiff Elbe nach Amerika


Schnelldampfer Elbe (1883)





Hofmann erhielt im Frühjahr 1883 eine Einladung des Eisenbahnkönigs Henry Villard nach Amerika. Dieser hatte zur Eröffnung der Northern Pacific- Bahn eine Anzahl von Wissenschaftlern, Politiker, Künstlern und Literaten eingeladen, dazu gehörte die Schiffspassage mit dem Luxusdampfer Elbe.
Hofmann war fasziniert von der Karriere seines Landsmannes in Amerika, der ursprünglich Heinrich Gustav Hilgard hieß und 1835 in Speyer dem königstreuen Juristen Gustav Hilgard und dessen Gattin Lisette  geboren worden war.
Die Einschiffung erfolgte am 15. August 1883 auf dem Schnelldampfer Elbe des Bremer Lloyds (Länge 127 m, Breite 13 m, Besatzung 181, 5600 PS, 16 kn)
Alles war vortrefflich, das Schiff zog stetig seine Bahn, und das Meer verhielt sich ruhig.
Trotzdem erwischte auch ihn bald die elende Seekrankheit, aber Schwamm darüber!.
Sein Kabinengefährte Gneist blieb dagegen von der Seekrankheit verschont und konnte deshalb ohne weiteres das obere Stockbett einnehmen, während Hofmann unten Platz nahm. Er fühlte sich in seine Jugendzeit zurückversetzt und schrieb an seine Frau Bertha:
Es steckt doch etwas von einem Abenteurer in mir, wie, glaub´ich, in allen Deutschen, und Du kennst das Wort: olim meminisse juvabit.
In Southhampton kamen weitere Gäste des Eisenbahnkönigs an Bord, zu Hofmanns Überraschung war auch der preußische Politiker Georg von Bunsen darunter.
Am 17. August näherte sich die Elbe der Isle of Wightund die Needles tauchten am Horizont auf. Zuvor kamen bei Hofmann alle Erinnerungen an Schloss Osborne auf der Isle of Wighthoch. Was für eine Ehre für ihn, als er dort vor Königin Victoria seine Experimente vorführen durfte!
Das war alles lange her, jetzt lebte er in Berlin in engem Kontakt zu ihrer Tochter Vicky, später Kaiserin Friedrich. 
Und nun saß er im Speisesaal des Luxusdampfers und schaute auf den servierten Braten. Die Älteren suchten das Gespräch und die Jugend amüsierte sich beim Tanz. Eine hauseigene Kapelle sorgte mit schwungvollen Klängen dafür, dass schon am Vormittag fröhlich das Tanzbein geschwungen werden konnte.
Am nächsten Tag verschlechterte sich überraschend das Wetter. Der Wind frischte auf und Regenschauer vertrieb die Passagiere von Deck, hatte aber den Vorteil, dass die Reisenden sich in den verschiedenen Räumlichkeiten näher kennenlernten.
In der Nacht nahm der Sturm weiter zu, das war kein sanftes Wiegen mehr in der Kajüte, sondern ein starkes Schwanken.
Das Aufstehen am Morgen war für Hofmann bereits ein Kunststück, und er war froh, das dem Bett gegenüberstehende Sofa endlich erreicht zu haben.
Den Koffer unter dem Sofa hervorzuholen für die heutige Sonntagsgarderobe ging gar nicht.  Jetzt war der Steward Fritz gefragt. Dieser balancierte hin und her, schaffte es aber, nach Hofmanns Anweisungen den Koffer zu öffnen und die Garderobe bereitzustellen. Ankleiden ging dann nur im Sitzen.
Die Schwankungen wurden stärker, die Kajüte verfinsterte sich, da die Wellen bereits über das Fenster schlugen und dann passierte plötzlich, was nicht passieren sollte.
Das Kajütenfenster hielt nicht mehr stand und eine Sturzwelle brach über den Raum herein. Da Hofmann dicht an der Wand saß, ging sie zum Glück über ihn hinweg.
Dem Lärm nach passierte das an mehreren Stellen im Schiff und die Matrosen eilten herbei, um die Fester fest zu verschrauben.
Hofmann fasste den Entschluß, auf Deck zu kriechen, dabei konnte er im großen Salon pausieren. Ihm bot sich ein kurioser Anblick. Die  fest verankterten Stühle um die Tische rotierten ständig um die eigene Achse. Die 24 Lampen im Salon pendelten hin und her, ebenso die Vorrichtungen für Flaschen und Gläser über den Tischen.
Hofmann fühlte sich elend und hatte nur noch den Gedanken, sich schnell in die Kajüte zurückzuziehen, um in der Koje das Chaos durchzustehen.

Hofmann konnte zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, dass 12 Jahre danach das Schicksal des Dampfers  Elbe besiegelt war, als es zu einer Kollision mit dem Kohledampfer  Crathie kam und das Schiff sank und 332 Menschen mit in den Tod nahm.