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Salme, Tochter von Sultan Sayyid Said (1866) |
Allein der Name Sansibar lässt die Herzen von Weltenbummlern und anspruchsvollen Urlaubern höher schlagen. Das Flair dieser exotischen Insel vor der Küste Ostafrikas zieht jeden Reisenden in seinen Bann und ist genau der richtige Ort, um nach einer Safari in der Serengeti die Seele baumeln zu lassen. Palmengesäumte weiße Strände, azurblaues Meer bis zum Horizont sowie Düfte von Frangipani und Gewürznelken verzaubern jeden Besucher dieses kleinen Paradieses.
Inmitten der Insel auf dem Weg von der Hauptstadt Zanzibar Town in Richtung Ostküste gibt es sogar noch einen kleinen ursprünglichen tropischen Urwald, Jozani Forest genannt. Dort sollen noch mindestens sieben endemische Tierarten vorkommen, mit etwas Glück läuft einem hier der Rote Sansibar-Stummelaffe über den Weg. Die Straße dorthin wird gesäumt von uralten Mangobäumen, überall werden deren schmackhaften Früchte an kleinen Ständen angeboten.
An der Ostküste liegen die einzigartigen, weißen Sandstrände von Sansibar und laden ein zum Baden, Schnorcheln und Tauchen.
Sansibar weckt Erinnerungen an die Pracht der Sultane mit ihren Palästen, aber auch an das Elend des Sklavenhandels.
Die Geschichte der Insel ist vielschichtig, bereits im 7. Jh. siedelten sich dort arabische Händler und im 12. Jh. persische Shirazi an. Sie handelten mit dem einheimischen Volk der Suaheli Gewürze, Gold und Elfenbein und brachten für die Insel einen sagenhaften Reichtum. Das führte dazu, dass im 15. Jh. die Portugiesen die Insel eroberten und später im 19. Jh. die Omanis.
Der Sultan Sayyid Said erkannte schnell das ökonomische Potential und verlegte die Hauptstadt seines omanischen Sultanats von Muskat nach Sansibar.
Auch Deutschland war unter Bismarck eine Zeitlang Kolonialmacht dort und zwar ab 1885, wurde dann aber 1890 vom Deutschen Reich im Austausch gegen Helgoland an das britische Kolonialreich abgetreten. Erst 1963 endete das britische Kolonialreich in einer blutigen Revolte und 1964 vereinigte sich Sansibar mit Tanganyika zu Tanzania.
Von besonderem Reiz für Besucher aus Deutschland ist das Schicksal der sansibarischen Prinzessin Salme, eine der ersten emanzipierten arabischen Frauen, die ihr abenteuerliches Leben in Deutschland unter dem Namen Emily Ruete verbracht hat. Sie war die Tochter des ersten sansibarischen Sultans Sayyid Said und einer seiner zahlreichen tscherkessischen Nebenfrauen. Im Jahr 1866 verliebte sie sich in den Kaufmann Heinrich Ruete, Vertreter des Hamburger Handelshauses Hansing & Co. Als sie schwanger wurde, musste sie an Bord eines britischen Handelsschiffes nach Europa fliehen und konnte so der nach moslemischer Tradition drohenden Steinigung entgehen. Ihr Leben verlief nicht ohne schwere Schicksalsschläge, so wurde sie bereits 1870 mit drei Kindern durch einen tragischen Unfall von Heinrich zur Witwe und musste um ihre Rechte schwer kämpfen. Ihre „Memoiren einer arabischen Prinzessin“ galt als die erste Autobiografie einer Araberin und wurde ein großer Erfolg.
In Stone Town, dem Zentrum der Hauptstadt Zanzibar Town mit über 400000 Einwohnern, kann der Besucher auf den Spuren der Prinzessin Salme wandeln. Im Palace Museum, einst prachtvoller Palast der Sultansfamilie, ist ein Raum speziell Prinzessin Salme gewidmet.
Stone Town selbst zählt zum Weltkulturerbe mit seinen zahlreichen weiß gekalkten Steingebäuden in den Gassen der Altstadt und den kunstvoll gestalteten Holztüren.
Die Tradition der typischen Swahili-Tür mit einem senkrechten Balken in der Mitte wird heute ausschließlich noch auf Sansibar gepflegt.
Ein Bummel durch die engen Gassen kommt einem vor wie eine Zeitreise in die Welt der Kalifen und Sultane. Ein freundlicher Guide bietet sich schnell an für ein Trinkgeld den Fremden zu allen gewünschten Sehenswürdigkeiten zu führen. Zum Abschluss sollte man sich einen Sundowner im Africa House, dem schönsten Platz mit Blick aufs Meer in Stone Town gönnen.
Sansibar wurde reich durch den Export seiner Gewürze, an erster Stelle die Gewürznelke, gefolgt von Vanille, Muskatnuss, Pfeffer, Zimt, Kardamon und Zitronengras.
Man kann auf Sansibar eine Spice Tour buchen, die einen auf eine der Gewürzfarmen im Inselinneren führt. Dort werden dann Anbau und Ernte verschiedener Gewürze demonstriert.
Nähert sich der Besucher einer Gewürznelken-Plantage, so liegt der schwere und würzige Geruch, betäubend nahezu, wie dicker dunkler Samt in der Luft. So weit das Auge reicht, reihen sich die Bäume mit Trauben von gelbgrünen Knospen. Auf dreibeinigen Holzgestellen waren früher die Sklaven mit der Ernte beschäftigt.
Die Gewürznelken sind die getrockneten Blütenknospen des Gewürznelken-Baumes, der eine Höhe von zehn Metern erreichen kann. Die Knospen werden vor dem Erblühen mit der Hand gepflückt und dann getrocknet. Ätherische Öle mit einem Anteil von bis zu 85% Eugenol verleihen dann den braunen Knospen den charakteristischen Geschmack: was wäre ein Nürnberger Lebkuchen ohne die geschmacksgebende Gewürznelke!
Hinweis auf einen Wissenschaftsroman aus der Welt der Düfte: