Kaiser Wilhelm I (1797-1888) |
Kaiser
Wilhelm benötigte gelegentlich Hofmanns Dienste, dazu wurde er in den Palast
gerufen.
Es ging eines Tages um die Luft, und zwar um die Luftverflüssigung, die in
nichtwissenschaftlichen Kreisen für einige Aufmerksamkeit gesorgt hatte.
Auch der Kaiser war
neugierig geworden auf die merkwürdige Entdeckung und bat Hofmann um einen
Experimentalvortrag über die Verflüssigung von Gasen bei einer
Abendgesellschaft im Palais.
Hofmann folgte der
Aufforderung des Kaisers, dachte aber nicht daran, direkt Luft zu verflüssigen
wegen des dafür notwendigen technischen Aufwands, sondern beschränkte sich auf
die Kohlensäure in Kombination mit Chloräthyl, das leicht zu verflüssigen ist.
Sein Assistent Dr. Will führte dann den Versuch durch im Beisein der
kaiserlichen Familie.
Hofmann war immer
wieder beeindruckt von der herzlichen Freundlichkeit des Kaisers.
Nach Abschluss des
Versuches kam es dann zu einem kleinen Zwischenfall, der alle-außer natürlich den
Betroffenen- amüsierte.
Als die Damen und
Herren anschließend an den Versuchstisch herantraten, um die feste Kohlensäure
zu begutachten, hatte der Assistent den Kaiser darauf aufmerksam gemacht, dass
man Kohlensäurebrocken nur lose zwischen den Fingern halten darf, weil sonst
die Haut zu stark abgekühlt wird.
Promt nahm Graf von
der Goltz, der nicht zugehört hatte, ein Stück in die Hand.
„Sie müssen fester
zufassen, lieber Graf“, sagte der Kaiser, „sonst fühlen Sie nicht.“
Der Graf gehorchte,
man hörte einen Aufschrei und allgemeine Heiterkeit brach aus.
Nach Abschluss der
Vorführung setzte man sich nieder zum Tee, und der Kaiser gab erneut eine
Kostprobe seines Humors.
Hofmann hatte
diesmal bewusst vermieden, beim Experimentieren unangenehme Düfte zu verbreiten
im Gegensatz zu früheren Versuchen. Doch ganz ohne den Einsatz von Äther zum
Kühlen ließ sich die Verflüssigung nicht durchführen.
„Wir sind“, sagte
der Kaiser beim Tee, „unserem Hofmann noch zu besonderem Dank dafür
verpflichtet, dass unsere Nasen während des ganzen Versuches so glimpflich
davongekommen sind. Ein wenig“, fügte er mit dem Finger schalkhaft drohend
hinzu, „ein wenig hat es doch nach Hofmann´schen Tropfen gerochen.“
Der Kaiser hatte
also den Äther erkannt, immerhin ein wesentlicher Zusatz in dem alten
Hausmittel Hoffmann´sche Tropfen.
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