Louis Philippe Albert d´Orléans (1838-1894) |
Der Graf von Paris Louis Philippe Albert d´Orleans
hatte ihn dazu eingeladen.
Hofmann freute sich, hatte sich doch
zwischen Ihm und seinem Schüler trotz der Verschiedenheit der Jahre und des
Altersunterschiedes ein freundschaftliches Verhältnis herausgebildet.
Louis Phillip war der Enkel des letzten Königs
Louis-Philippe I in Frankreich, der bis 1848 regierte und nach der Revolution
ins Exil nach England ging.
Königin Viktoria hatte ihm mit seinem Hof ihr Anwesen Clermont House südlich von Esher
als Domizil zur Verfügung gestellt.
Die Trauung fand in der kleinen katholischen
Kapelle in Kingston statt, wo die Mitglieder der verbannten königlichen
Familie gewöhnlich am Gottesdienst teilnahmen.
Hofmann begab sich zur Waterloo-Station und
stellte überrascht fest, dass sich dort bereits etwas Ungewöhnliches zeigte. Der lange Zug nach Kingston war fast
vollständig besetzt mit elegant gekleideten Damen und Herren, und es war nicht
ganz leicht noch einen Platz zu bekommen.
Dr. de Mussy mußte bereits in Clophouse
Junktion aussteigen, wo der Zug nach Claremont abgeht, um sich um die alte
Königin Amélie zu kümmern, die ja heute fast die Hauptperson bei der Hochzeit
ihres Enkels war.
In Kindston und Clermont sowie den kleinen
Orten in der Nähe wie Walton, Surbiton und Esher herrschte heute eine
aufgeregte Stimmung.
Nun war die katholische Kapelle nur für eine
sehr kleine Gemeinde ausgelegt.
Als Hofmann mit den anderen Zugbegleiten dort
ankam, war sie bereits überfüllt.
Neben der Kapelle war extra ein Zelt
aufgestellt worden, auch dort wurden die Plätze bereits weitgehend von der
französischen Kolonie in London sowie den Familien aus der Nähe von Clermont eingenommen.
Mit einiger Mühe gelang es Hofmann doch noch
einen Platz in der Kapelle zu bekommen. Er sah sich um und befand sich in einer
durchaus erlesenden Gesellschaft.
Auch die Wissenschaft und Künste waren
vertreten durch Lord Haugthon und Baron Marochitti.
Kurz nach zehn kündigten besonders heftige
Ovationen die Ankunft der Familie Orleans vor der Kapelle an. Die ersten Mitglieder der Familie wurden am
Portal vom katholischen Bischof von
Southwork Dr. Grant im vollem Ornat
empfangen.
Böllerschüsse verkündeten, dass die
Hauptperson in der Nähe war.
Tatsächlich erschien jetzt strahlend vor Glück
der Bräutigam an der Schweller der Kapelle und stützte die alte gebrechliche
Königin Amélie.
Man konnte die Gedanken des Bräutigams
erahnen, wie gerne hätte er seiner zukünftigen Ehefrau die Krone Frankreichs zu
Füßen gelegt.
Doch jetzt galt die Aufmerksamkeit der jungen Braut, die zwischen ihren Eltern
dem Herzog und der Herzogin von Montpensier in die Kapelle eintrat.
Jetzt begann die Hochzeitszeremonie, dazu
kniete das Brautpaar an den Betstühlen vor dem Altar nieder, während sich die
Brautmutter und die Königin in Sessel hinter ihnen niederließen.
Der Bischof von Southwark setzte nunmehr zu
einer langen Rede an, dabei erwähnte er die Vorfahren der Brautleute und ging
besonders auf Ludwig der Heilige ein, Einzelheiten konnte aber Hofmann von
seinem entfernten Standort aus nicht mitverfolgen.
Nun erfolgte die eigentliche Trauung. Sie wurde beendet durch die Übergabe
von Goldmünzen des Grafen an seine Ehefrau und die Unterzeichnung des
Trauungsprotokolls in der Sakristei.
Hofmann
gesellte sich zu de Mussy, Cailletetund Lauget und sie gelangten noch vor dem
Brautpaar in Clermont an. Dort waren inzwischen auch weitere Mitglieder
der königlichen Familie wie der Prinz und die Prinzessin von Wales und der
Herzog von Cambridge erschienen.
Unmittelbar nach dem Eintreffen des
Brautpaares versammelten sich etwa 100 Personen an einer riesigen Tafel zum
Frühstück, unter ihnen auch Hofmann., der sich etwas verloren unter den vielen
königlichen Hoheiten vorkam. Die Stimmung war heiter und fast euphorisch.
Hofmann liebte Tischreden und hatte erwartet,
dass gerade bei Franzosen, die darin Meister waren, er auf seine Kosten kommen
würde. Aber nichts tat sich dergleichen, nur die alte
Königin erhob sich mühsam und sprach einen Toast auf das Brautpaar aus.
Im nachhinein erfuhr Hofmann, dass man auf Reden
verzichten wolle, um die Engländer nicht in Verlegenheit zu bringen. Denn es
waren einige rabiate Orleanisten angereist, denen man in dem Gastland keine
Bühne zur Agitation bieten wollte.
Um drei Uhr war die Feier zu ende und das
Brautpaar fuhr in die Flitterwochen nach Schottland. Hofmann kehrte mit der Bahn nach London
zurück. Er hatte durch die Einladung seines ehemaligen Schülers einen
interessanten Einblick in die höhere Gesellschaft von Frankreich und England
gewinnen können.
Aber er war zu sehr Wissenschaftler, um nicht
sofort wieder seine Schritte in das Royal College of Chemistry zu lenken.
Um 5 Uhr war er wieder in seinem Laboratorium.
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