Montag, 28. Juni 2021

Humboldt: Südamerikanische Reise: Teneriffa-Mexiko-Vanille

 



Dieses Buch hat mich seit über 30 Jahren fasziniert und zum Reisen und auch zum Schreiben angeregt.
Auch unser Dackel Felix muss an dem spannenden Buch aus der unteren Regalreihe im Wohnzimmer großen Gefallen gefunden haben, davon zeugen unübersehbare Bissspuren am oberen Einbanddeckel.
Alexander von Humboldt beschreibt in diesem Buch in einzigartiger Art und Weise seine Weltreise aus der Sicht eines Geografen und Naturwissenschaftlers. Er beginnt sie zusammen mit seinem Gefährten Bonplan im Juni 1709 in Coruna/Spanien auf der Fregatte Pizarro.
Bereits sein erster Zwischenaufenthalt auf Teneriffa von nur 6 Tagen ist geprägt von seinem Entdeckergeist, indem er den höchsten Berg Spaniens, den Pik de Teyde, besteigt und die Schönheit der Landschaft beschreibt:
 Wenn man ins Tal von Tacoronto hinabkommt, betritt man das herrliche Land, von dem die Reisenden aller Nationen mit Begeisterung sprechen. Ich habe im heißen Erdgürtel Landschaften gesehen, wo die Natur großartiger ist, reicher in der Entwicklung organischer Formen; aber nachdem ich die Ufer des Orinoko, der Kordilleren von Peru und die schönen Täler von Mexiko durchwandert habe, muss ich gestehen, nirgends ein so mannigfaltiges, so anziehendes, durch die Verteilung von Grün und Felsmassen so harmonisches Gemälde vor mir gehabt zu haben.
Angeregt von dieser Reisebeschreibung suchte auch ich diesen Blick im Orotavatal und konnte zumindest beim Anblick von Drachenbäumen und Bananenbüschen Humboldts Eindrücke nachempfinden.
Allerdings hatte inzwischen die Zivilisation für Veränderungen gesorgt. Auch am Fuß des Teyde an der heutigen Seilbahnstation wurde mir die damalige Leistung von Humboldt bei der Besteigung am 26. Juni 1799 bewusst, der oben am Berg übernachten musste und um drei Uhr beim Schein einiger Fackeln die Spitze des Piton erklomm.
Nach den Kanaren führte Humboldt seine Reise nach Venezuela und im Jahr 1800 von Caracas über Cartagena bis zum Orinoko-Gebiet. Anfang 1801 reiste er durch Kuba und 1802 führte ihn sein Forschungsdrang nach Ekuador, wo er mit der Besteigung des Chimborazo bis 400 Meter unter den Gipfel wieder einen bergsteigereschen Glanzpunkt setzte. Schließlich führte ihn 1803 eine Seereise  nach Mexiko, und immer wieder beschrieb er in fesselnder Art und Weise Land und Leute. Im Staate Veracruz interessierte er sich dabei besonders für eine bestimmte Orchideen-Pflanze, die Vanilla Planifolia, deren reife Schoten diesen einzigartigen Duft der Vanille produzierten und daheim zu diesem herrlichen Geschmack in der Schokolade beitrugen. Dabei staunte Humboldt über die mexikanischen Farmer:
 Mich wundert es doch sehr, mit welcher Sorglosigkeit die Bewohner des spanischen Amerikas die Vanille-Kulturen behandeln, wo doch nach wie vor in Europa die höchsten Preise für die Vanilleschoten erzielt werden.
Ich muss gestehen, dass u. a. diese Berichte über die Vanille mich immer wieder zu meinem Lieblingsbuch  haben greifen lassen. Humboldt gelingt es vorzüglich, bei aller wissenschaftlichen Gediegenheit, spannend von seinen Abenteuern zu berichten und den Leser anzuregen.
Für mich folgte daraus, mich wissenschaftlich mit der Vanille zu beschäftigen. So trug das Buch dazu bei, selber einen Wissenschaftsroman zu schreiben, und zwar über den Entdecker der Vanillin-Synthese Wilhelm Haarmann: Der Herr der Düfte-Mit der Vanille zum Multimillionär


Quelle: Gesine Klack, Versmolder Kanon der Literatur (2014)