Freitag, 30. Juni 2017

Liebig rät Hofmann in England zu bleiben


Justus Liebig (1803 - 1873)
Hofmann für die Lehrstühle Chemie in Deutschland zu berufen war sicher ein höchst glücklicher Gedanke, das galt insbesondere für Berlin.
Keiner der damaligen Lehrer in Chemie an deutschen und ausländischen Hochschulen war so geeignet wie Hofmann.
Bislang führte die Chemie an den preussischen Hochschulen ein kümmerliches Dasein.
Der Ruf nach Hofmann hatte sich inzwischen in den Gelehrtenkreisen herumgesprochen und man konnte sich teilweise nicht vorstellen, dass Hofmann seine glänzende Stellung in London aufgeben würde.
So schrieb Wöhler am 27. März 1863 an Liebig:
Wie mir meine Frau nach einem Zeitungsartikel schreibt, scheint es ausgemacht, dass Hofmann den Ruf erhalten und angenommen hat. Ist er nicht ein Thor, England zu verlassen, oder rechnet er auf die Exspectanz in Berlin?

Liebig selbst hielt gar nichts von dem beabsichtigten Wechsel von Hofmann nach Deutschland. Sehr besorgt schrieb er am 14. November 1863 an seinen ehemaligen Asisstenten und Freund:
Ich habe nie verstehen können, daß Sie sich entschlossen haben, England zu verlassen, ein Land , welchem anzugehören ich für ein großes Glück halte, aus einer ganz unabhängigen Stellung herauszutreten, um sich in die Misere von deutschen Universitätsverhäjtnissen zu begeben;...es müssen bei Ihnen Gründe gewirkt haben, die mir unzugänglich sind, aber wenn auch Bonn manches hat, was Sie in England vermissen, und wenn Sie eine Art Entschädigung für das finden, was Sie aufgeben, so wäre doch Berlin der allerletzte Ort, an den ich gehen möchte. 
Was gäbe ich darum, wenn ich die geisttötenen Prüfungen der Mediziner  und Pharmazeuten hier in München abschütteln könnte, aber in Berlin sind sie vernichtend: ... Ich habe zwar kein Recht, Ihnen alles das zu sagen und Ihnen unaufgefordert meinen Rath oder meine Ansicht aufzudrängen, aber ich betrachte das Band, was uns einstens verknüpfte, von meiner Seite nicht als zerrissen, und es thut mir leid, wenn Sie sich eine Zukunft schaffen, die Ihnen nicht gefallen wird, und in Verhältnisse eintreten, an die Sie sich nicht mehr gewöhnen werden. Dies ist die Meinung aller Ihrer Freunde und Aller, die Ihnen wahrhaft wohl wollen.


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Montag, 19. Juni 2017

Kronprinzessin Victoria fördert Hofmanns Rückkehr nach Deutschland


Friedrich Wilhelm und Victoria (1858)
Nach fast 20 Jahren Tätigkeit in England deutete sich für Hofmann eine Rückkehr nach Deutschland an.
Über die Königshäuser in London und Preussen wurden bereits gewisse Fäden gezogen, an denen die Tochter Vicky von Königin Victoria nicht ganz unbeteiligt war, die ja den Professor aus Deutschland schon als Kind bei seinen Experimenten bewundert hatte.
Parallel zu den Bemühungen auf höchster Ebene gab es durch die Freisetzung von Lehrstühlen in Deutschland plötzlich Handlungsbedarf.
Für Hofmann gab es ein deutliches Zeichen, als er zur Vorlesung nach Windsor gerufen wurde.
Am 4. Dezember 1863 erhielt er ein Telegramm mit der Bitte,  für den Kronprinzen und die Kronprinzessin von Preussen in Windsor eine Vorlesung über Spektralanalyse zu halten.
Hofmann hielt diese Vorlesung am nächsten Tag, wenn auch die kurzfristige Realisierung ihn gar nicht passte.
In einem Brief an seinen Kollegen Buff schrieb er:
Heute Morgen habe ich dem Prinzen Friedrich Wilhelm und seiner erhabenen Gemahlin eine Vorlesung  über Spectralbeobachtungen gehalten. Die Vorlesung war famos präparirt und ist wirklich zu allgemeiner Befriedigung , selbst zu meiner, abgelaufen. Seit 18 Jahren die erste deutsche Vorlesung. Beim Abschied sagte mir die Prinzessin "Auf Wiedersehen in Berlin!"
  Zunächst hatte der preussische Kultusminister Hofmann den Lehrstuhl der Chemie an der Universität Bonn angeboten, doch nach dem Tod von Professor Mitscherlich war Hofmann plötzlich auch der Wunschkandidat für Berlin.
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Montag, 5. Juni 2017

Der Herr der Farben zaubert "Hofmanns Violette"




Im Jahr 1863 gelang Hofmann schließlich der große Durchbruch bei der Entdeckung neuer Anilinfarben.
In einem Brief an seinen Kollegen Buff in Deutschland schrieb er von London:
"Meine Untersuchungen nehmen auch einen erfreulichen Fortgang, allein sie ändern sich allmählich in Form und Fassung. Was sagst Du dazu, dass ich in der letzten Zeit Patente in England und Frankreich für einen neuen violetten Farbstoff genommen habe, der Alles, was bis jetzt in der Art dagewesen, an Schönheit übertrifft.
Seltsam , dass ich in meinen alten Tagen noch in die Industrie hineinpfuschen soll.
Wenn sich die Sache wirklich so bestätigt, wie es bis jetzt den Anschein hat, so sollen meine kleinen Nichten im nächsten Jahre die schönsten violetten Kleider mitgebracht bekommen."
(J. Volhard , E. Fischer: A. W. v. Hofmann, Berlin 1902, S. 82)
Rosanilin nennt Hofmann den Farbstoff, den er aus Anilin und Chlorkohlenstoff erhielt.
Es ist die Muttersubstanz aller Anilinfarbstoffe und enthält drei substituierbare Wasserstoffatome.
Erhitzt man Rosanilin mit Anilin, so gelangt man zum Anilinblau, dieses ist ein Triphenylrosanilin.
Hofmann setzte anschließend andere Radikale ein, mit Jodmethyl und Jodäthyl erhielt er dann violette Farbstoffe wie Trimethylrosanilin und Triäthylrosanilin.
Diese Farbstoffe von überwältigender Schönheit wurden unter Hofmanns Violette vermarktet.
Sie wurden von der Modewelt begeistert aufgenommen, beherrschten jahrelang den Markt und führten zu einem finanziellen Erfolg.
Ergänzt wurde die Farbpalette durch ein leuchtendes Anilingrün, ein Jodmethylat des Trimethylrosanilins.
Hofmann konnte die Bildung und die Zusammensetzung dieser schönen Farbstoffe aufklären.

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