Freitag, 22. April 2016

A.W. Hofmanns erste Italienreise

Pallanza am Lago maggiore









Der erst sechzehnjährige August Wilhelm Hofmann konnte seine Begeisterung für Italien kaum zügeln.
Aus Pallanza am Lago Maggiore schrieb er am 17. August 1834 an seine Mutter:
Wir sind in Italien! Wir sind in Italien! Meine ganze Umgebung ruft mir zu, Du bist in Italien!  Ich sitze hier auf einem Balcon in den Hemdsärmeln und schreibe Dir, liebe Mutter, den ersten Brief aus Italien!
Hofmann  hatte sich spontan zu diesem Brief entschlossen, sein Herz quoll über vor Freude, er musste sich einfach mitteilen.
Sein Blick schweifte über die silberne Oberfläche des Wassers und verweilte an der herrlichen Insel Isola Bella und den grünen Gärten der Isola Madre.
Ihm war nahezu alles fremd hier, aber gerade diese Gegensätze zum heimatlichen Gießen machte wohl den besonderen Reiz aus.
Wie glücklich konnte er sich schätzen, dass sein Vater, der Provinzialbaumeister von Gießen, ihn mitgenommen hatte auf diese weite Reise, die sie zunächst in die Schweiz geführt hatte.
Vor zwei Tagen erst verließen sie Brieg, eine kleine Stadt voller Mönche und Nonnen im Kanton Wallis. Sie hatten gehofft noch rechtzeitig vor der Dunkelheit mit ihrer Kutsche den letzten schweizerischen Ort Simpeln zu erreichen, aber ihre Rechnung ohne die Mähre gemacht, die alle 30 Schritte stehen blieb. 
Nach stundenlangem Weg tauchte als Rettung ein Kloster auf, man öffnete trotz später Stunde die Pforte. Der Geistliche ließ sich wecken, er führte die Reisegruppe (es gab noch Herrn Landgräbe aus Frankfurt in Begleitung von Vater Hofmann und Sohn) in das Refectorium und es wurde nicht sehr klösterlich aufgetischt mit Suppe, Käse, Kartoffeln, Macaroni, Pfannkuchen, 4 Flaschen Wein, Nüsse und Kreppel.
Fleisch gab es allerdings nicht, denn es war das Fest von Mariä Empfängnis.
Müde und selig vom süßen Wein sanken alle in die vorzüglichen Betten im Kloster und hatten nicht wie zuvor auf der langen Reise "furchtbare Gefechte mit den Flöhen" zu führen.
Noch im Halbschlaf dachte Hofmann an die unterschiedlichen Reisestationen:
Ein Hauderer hatte sie von Frankfurt nach Karlsruhe geführt, in Freiburg ging es zu Fuß weiter durch das Höllental nach Lenzkirch im Schwarzwald. Auch eine Klettertour durfte nicht fehlen, von Wäggis aus bestiegen sie den Rigi.
Dann schweiften seine Gedanken zu seinem Bruder Fritz, den er eigentlich noch vor seiner Alpenreise in Steinfurt besuchen wollte, das würde er noch unbedingt nachholen, denn er hing sehr an ihm.
(Jacob Volhard u. Emil Fischer: August Wilhelm von Hofmann, GDCh 1902)    

Samstag, 9. April 2016

Hofmanns Elternhaus in Gießen

Elternhaus genannt Tintenfass in Gießen
Immer wenn August Wilhelm Hofmann an sein Elternhaus in Gießen dachte, kamen bei ihm später im seinem Leben intensive Erinnerungen hoch.
 "Tintenfass" hatte man im Volksmund dieses prägnante Haus vor dem Selterstor genannt.
Es waren für ihn äußerst positive Erinnerungen, denn er hatte als kleiner Wicht die Entstehung dieses Hauses nicht nur verfolgen können, sondern durfte mit anpacken.
Wie froh war er immer, wenn er eine Schürze umgebunden bekam, den ganzen lieben Tag lang war er gefesselt von dem Maurerhandwerk.
Alles war schließlich ein Meisterwerk seines Vaters, stolz konnte er auf ihn sein, den Provinzialbaumeister von Oberhessen. Dieser hatte es beruflich geschafft und war verantwortlich für das gesamte Bauwesen, dazu gehörten Kirchen und auch die Universität. Sein Vater hatte ihm  seinem Werdegang erzählt. Nach einem kurzen Studium der Architektur in Marburg bekam er seine erste Anstellung bei dem Fürsten von Bentheim-Steinfurt und wechselte dann in eine unabhängige Stellung als Architekt bei dem Burggrafen von Friedberg. Jetzt konnte er endlich heiraten und zwar Wilhelmine Bodenius aus Lingen in Hannover.
1806 ging das Burggrafentum Friedberg in das neugegründete Großherzogtum Hessen über, ein Segen für seinen Vater, denn er wurde dadurch automatisch als Baumeister in den Staatsdienst übernommen. Der Versetzung nach Gießen folgte dann im Jahr 1817 die Übersiedlung nach Gießen. Auf fünf Kinder, drunter ein Mädchen, war die Familie inzwischen angewachsen, aber August Wilhelm war immer noch nicht auf der Welt.
Doch dieser erblickte dann ein Jahr später, am 8. April 1818 das Licht der Welt.