Sonntag, 15. Januar 2017

Hofmann wird überrascht vom Duft der Hyazinthe

Hofmann fühlte sich im Jahr 1855 doch recht einsam in seinem Haus.
Er musste sich auch eingestehen, in der Forschungsarbeit nicht besonders produktiv gewesen zu sein. Ihm fehlte einfach der geregelte Ablauf eines Ehelebens.
Allerding gab es da in seiner Nähe eine Person, die sich offensichtlich lebhaft zunächst für seine Arbeit interessierte, das war ihm doch gelegentlich aufgefallen.
Und es gab zum Glück seine unverheiratete Schwester Hannchen, die im Oktober nach London eilte, um für einige Wochen den Haushalt bei ihm in Fitzroy Square zu übernehmen, wodurch sein Leben wieder etwas mehr Ordnung und Behaglichkeit erhielt. 
Aber nicht nur seine Schwester Hannchen hatte jetzt für einen gewissen Auftrieb bei ihm gesorgt, sondern besonders sein Freund und Kollege Cahour aus Paris hatte ihn wissenschaftlich beflügelt. Mehrere Wochen weilte er in Hofmann`s Haus in London, und sie konnten gemeinsam forschen.
Cahour hatte sich schon einen Namen gemacht bei der Einwirkung von Phosphorchloriden auf organische Verbindungen.
Hofmann wollte diesmal organische Gruppen mit dem Phosphor verbinden. Sie stellten aus Jodäthyl mit Zinkmetall Zinkäthyl her und setzten dieses mit Phosphorchlorid um.
Er führte den Versuch durch und plötzlich geschah ein kleines Wunder:
Es hatte sich offensichtlich Triäthylphosphin gebildet, das als farblose Flüssigkeit durch einfache Destillation mit einem Alkali gewonnen wurde.
Nach dem Verdünnen mit Weingeist breitete sich im gesamten Gebäude ein unbeschreiblich intensiver Duft nach Hyazinthen aus.
Und das war der Beginn einer wunderbaren Beziehung zu einer sehr jungen Dame mit dem Namen Rosamund aus dem Arbeitskreis Hofmann.
Der achtundreißig jährige Witwer Hofmann hatte die achtzehnjährige Rosamund Wilson schon immer wohlwollend betrachtet, wäre aber nie auf die Idee gekommen, sich ihr zu nähern.
Doch die junge Dame hatte den gutaussehenden Wissenschaftler schon heimlich bewundert und schwärmte für ihn.
Jetzt, wo das ganze Laborgebäude vom ständigen Duft nach Hyazinthen eingehüllt war, ergriff sie die Initiative.
Rosamund war nämlich fest davon überzeugt, dass Triäthylphosphin intensiv in der Hyazinthen-Blüte natürlich vorhanden sei.
So schritt sie zur Tat.
Eines Morgens fand Hoffmann einen großen Korb mit geschnittenen Hyazinthen-Blüten in seinem Laboratorium vor, alle Blüten aus dem Institutsgarten mussten dafür geopfert werden.
Rosamund bekannte sich zu ihrem mutigen Vorstoß:
„Bitte Herr Professor, eine Destillation der Blüten wird den Beweis bringen!“
Des Spaßes halber führte Hofmann die Destillation durch.
Und so sehr er sich auch bemühte, er fand kein Triäthylphosphin.
Aber eines hatte der Vorstoß der jungen hübschen Dame ganz offensichtlich bewirkt. Rosamund und Wilhelm kamen sich bei der Aufarbeitung der Aromaforschung doch sehr nahe:
Im Jahr 1856 läuteten die Hochzeitglocken, noch vor Weihnachten wurde am 13. Dezember geheiratet.

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