Samstag, 21. März 2015

Vergiftungen durch Vanille?

Wilhelm hatte es schon immer befürchtet, irgendwann würde es eine Pressekampagne gegen Vanille und auch Vanillin geben. 
Bereits in den Jahren zuvor hatten Autoren von giftigen Bestandteilen der Gewürzvanille berichtet, angeblich verursacht durch den Milchsaft eines Giftbaumes, an dessen Stamm die Vanille gezogen wird, denn die Vanille ist ein Schlinggewächs. Auch von Milben war die Rede, als in Bordeaux Arbeiter an Hautveränderungen erkrankten, die zuvor mit dem Sortieren von Vanille in Lagerhäusern beschäftigt waren. Die 
Berufskrankheit wurde als "Vanillisme" bezeichnet.

Jetzt gab es wieder Schwierigkeiten:
Bei dem Verzehr von Vanille-Eis waren Magen-Darm-Erkrankungen aufgetreten, und man sprach dabei von Vergiftungen.
Als Ursache wurde vorschnell die Vanille bzw. die feinen Kristalle auf der Oberfläche der Schoten und damit auch der künstlich hergestellte Aromastoff Vanillin ausgemacht.Es gab aber auch Stimmen, die Bakterien in der Milch auch als eine Ursache einstuften. Bei einer Vergiftung durch Vanille in Brooklyn stellte man fest, dass Milch im gleichen feuchten Keller aufbewahrt wie das Vanilleeis zu ähnlichen Vergiftungserscheinungen führte, wie The World berichtete.
Wilhelm war sofort klar, sie hatten  ein Problem zusammen mit allen Vanille-Importeuren.

Gerade war das synthetische Vanillin dabei, den Vanille-Markt zu erobern, so eine Pressekampagne konnten sie überhaupt nicht gebrauchen. Die Verbraucher waren verunsichert und kauften das Produkt nicht mehr.


So bekam dann Oberstabsarzt Dr. Preusse den Auftrag, das Vanillin gründlich auf seine Verträglichkeit zu überprüfen. Dabei konnte er sich auch auf die Dissertation von Dr. v. Wistinghausen stützen, der ebenfalls bereits das Vanillin pharmakologisch untersucht hatte. Das Ergebnis war eindeutig, Vanillin war völlig ungiftig!

Aber wie den Schaden begrenzen? Jetzt mußte wieder viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Wilhelm war es so leid, immer wieder mußte er kämpfen. Kämpfen gegen Wettbewerber, kämpfen vor Gericht und gegen Verleumdungen.

Erst langsam klang die Kampagne gegen Vanillin wieder ab, und man kam zu der Einsicht, dass man bei der Herstellung und Lagerung von Vanille-Eis die elementarsten hygienischen Voraussetzungen beachten musste.

Die Ursache der fraglichen Erkrankungen war in Zersetzungsvorgängen zu suchen, welche die Hauptbestandteile der Vanillespeisen, nämlich Eier und Rahm, bzw. Milch vor oder bei ihrer Verwendung erlitten hatten.
Wilhelm war froh über die Entwicklung, nicht aufgeklärt dagegen blieben die Beschwerden wie ständiges Jucken, hauptsächlich im Gesicht und an den Händen der mit Vanille beschäftigten Arbeiter in den französischen Handelshäfen. Auch in den Vanillegebieten Mexikos sollen die Arbeiter an einer eigenartigen Dermatitis leiden.







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