Klosterleben v. Eduard von Grützner |
Wilhelms Vorgeschichte mit der Vanille setzt sich nun in Spanien fort.
Es ist nicht verwunderlich, dass das potente Schokoladen-Getränk in Spanien seinen Siegeszug mit der Vanille angetreten hat, natürlich noch verfeinert mit erlesenen Zutaten. Darüber hinaus konnte sich jetzt die „Königin der Gewürze“ oder auch „Schwarze Blume“ genannt mit ihrem berauschenden Duft in Parfums und diversen Speisen ausbreiten.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann in Spanien die Fabrikation der Schokolade entsprechend der aztekischen Rezepturen, in dieser Zeit dürften auch die Vanille mit den in Mexiko gebräuchlichen Zutaten der Schokolade nach Spanien gelangt sein.
In Deutschland hatte sich die Schokolade in der Mitte des 17. Jahrhunderts durchgesetzt und auch die Vanille wird in den Vorschriften zur Schokoladenzubereitung erwähnt. Zeitweise wurde Vanille auch als Medikament eingesetzt gegen zahlreiche Leiden und Gebrechen und hatte auch den Ruf, ein hervorragendes Aphrodisiakum zu sein.
Anton Hoffman hob in seiner Dissertation „Potus Chocolatae“, die unter Linné geschrieben wurde, der Vanille vor allen übrigen Mitteln der Materia medica in der Wirkung den ersten Rang ein. Vielleicht war diese Wirkung auch die Ursache dafür, dass am Anfang des 18. Jahrhunderts vorwiegend in Spanien Forderungen laut wurden, den übermäßigen Genuss von Schokolade bei der Geistlichkeit und den Mönchen einzudämmen, den man für die zahlreichen Ausschreitungen in den Klöstern verantwortlich machte. Dazu heißt es bei Busse:
Diese Bewegung konnte kaum gegen den Kakao gerichtet sein, über dessen diätetischen Werth man sich längst klargeworden war, sondern sie zielte wahrscheinlich auf die Vanille ab, welche einen wichtigen Zusatz der Chokolade ausmachte und deren sexuell erregende Wirkung allgemein bekannt war. Vermutlich sah man bald ein, daß es nicht gelingen würde, den Chokoladegenuß zu unterdrücken und griff dann zu dem bequemeren Mittel, nämlich die Vanille für gesundheitsschädlich zu erklären. Dieses wirkte nun aber nicht nur auf die spanische Geistlichkeit, von welcher man Aphrodisiaca wohl mit einigem Recht fernhalten konnte, sondern auch auf weitere Kreise des Volkes ein.
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