Montag, 22. September 2014

Heureka Vanilleduft

Vanillin-Kristalle
Heute bin ich gezwungen, den Leser etwas stärker in die Welt der Chemie mitzunehmen, denn für Wilhelm ist der Tag der damals sensationellen Entdeckung gekommen.
Nach den schrecklichen Kriegserlebnissen regte sich allmählich bei Wilhelm der Gedanke an Berlin. 

Plötzlich war alles wieder gegenwärtig, voller Unruhe packte er seinen Koffer im Frühjahr 1872 und eilte zur Bahnstation. Jetzt hielt ihn nichts mehr auf, die Welt gehörte der Wissenschaft! 

Von früh morgens bis spät in die Nacht war das Laboratorium von Professor Hofmann in der Universität jetzt Wilhelms Zuhause, und er begann mit seiner Suche im Reagenzglas.
Warum sollte man es nicht mit einer Säurespaltung und gleichzeitiger Oxidation versuchen?

Wilhelm versetzte Coniferin mit Schwefelsäure und Kaliumdichromat und zeigte sich beeindruckt, als die Reaktion heftig einsetzte.

Es brodelte und zischte und erhitzte sich.

Zur Trennung versuchte er es mit einer Destillation, und zu seiner Überraschung bekam er aus der gefärbten Lösung ein wasserhelles, klares Destillat und auch ein aromatischer Duft lag in der Luft!

Jetzt brauchte Wilhelm viel Geduld mit dem Destillat, Tag für Tag und -  frei nach Goethe -  ließ er kristallisieren, wie es im Faust heißt, zumindest stellte er sich dieses Wachsen von Kristallen so vor.
An jedem Morgen eilte er voller Unruhe ins Labor, doch die Lösung war jedes Mal unverändert klar.
Am 20. Tag wollte er etwas probieren, Tiemann hatte von Impfkristallen gesprochen, das sei eine gute Methode, um nachzuhelfen.
Doch als er voller Tatendrang ins Labor stürmte, war das Wunder perfekt: 
Feine weiße Nadeln zeigten sich am Boden des Becherglases!
Und beim Abfiltrieren war der Vanilleduft plötzlich da!
Heureka![1]
Der Geruchsprobe nach zu urteilen, war tatsächlich zum ersten Mal das Vanillin der Gewürzvanille im Reagenzglas erzeugt worden!
[1] grch. „ich hab´s gefunden“, Ausruf des Archimedes bei der Entdeckung des Gesetzes vom spez. Gewicht

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